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9/03/2012

"An die armen dinge die bei mir wohnen" oder "Packungsbeilagen rasen durch meine Blutbahn"


"An die armen dinge die bei mir wohnen" oder "Packungsbeilagen rasen durch meine Blutbahn"

 
Jetzt glotzt ihr mich an, fragend und forsch, schüchtern und dümmlich.

Wir sind uns noch fremd.

Ich ließ euch kommen, den ich hatte viele Momentstangen verpfändet und ihr seid nun mein wackliges Boot, meine Haufen voll Sinn für ein Leben das mir auf dem Bürgersteig davon lief. Ihr seid jetzt anwesend, für ein paar staubige Sommer die an mir vorbei schlenderten und andere umarmten. (fremdgegangene Sonnen.)
Jetzt seid ihr da, ihr Dinge, ihr stummen Zeugen, und versperrt mir die Sicht nach draußen, ihr lauft aus, rattert, quietscht und stinkt wenn ihr nicht gepflegt werdet und frisiert. Ihr seid  schön und auch interessant, glänzend, etwas schleimig. Ihr seid jetzt das Ergebnis für meine lange Zeitlosigkeit. Es schien eine endlose Schwangerschaft mit euch doch die Geburt war leicht wie feingliedriges Federvieh. Nun hockt ihr in meinen Räumen, wie harte Mitbewohner und raubt mir meine Sekunden aufs Neue. Ihr esst mein Sein mit bunten Streuseln, doch kann ich euch nicht wegtragen denn meine Zeit ruht in euch, sie knattert durch eure Motoren, jault durch euer Getriebe. Berge ungezügeltes  Mitleid und seltsam grenzenlose Wertschätzung überfällt mich. So reiß ich mich zusammen, lerne euch höflich leiden auch mit euren Störfällen (eingerostet, unverständlich, laut). Doch kaum blüht die Liebe zu euch in vollen Eimern auf, ruft die Pflicht mich zurück hinter die Gardinen. Da roste ich dann weiter dahin, voll bissigem Fleiß.

 
(Zeit- alles was du einmal geschenkt bekamst. Dein Zeitspeicher ist vielleicht bald voll und dann gehst du  vor die Hunde und fällst in klebrige Schlunde.)