Seiten Illustration

1/07/2012

lesung im aaber art space, januar 2012





























Wenn die Sicherheit kippt,

schweigt der Teich.

und der Berg glotzt.

Der Regen regnet höhnisch und laut durch mein angeknackstes Dach

in meine Eingeweide die alle ein wenig verrutscht sind.

Die Milz ist jetzt am Ohr,

die Nieren gehen spazieren,

das Herz ist ein Knoten und harrt im Hals aus.

Das dumme Herz.

Das hält nie stand.

Es ist so flatterhaft.



Wenn die Sicherheit sinkt

ist nichts mehr wie es war

und die Nacht bellt im Eigenhirn.

Draußen bellt der Tag.



Wenn meine Sicherheit umkippt ist meine Routine

(normalerweise bekannt als langweilige Schnarche) das beste Tier.

Geliebt und zu tiefst vermisst.

Gewissensbisse kratzen die ganze Nacht leise im Stall gegen Holz.



Wenn meine Sicherheit schwankt

bleiben Insekten entspannt

und trinken Sekt aus Körpern.

Hummeln bummeln.

Enten treiben auf dem See oder in Scheiben direkt rein in Mäuler.

Wie es auch kommt, emotional stabil schauen sie mich an, ohne Mitleid.



Während meine Sicherheit knackt

schnurrt der Himmel leise und gleichgültig.

Er ist ein ruhiger Weiser (fast ein bisschen altklug).

Er krampft sich nicht zusammen und hustet,

obwohl Flugobjekte ohne Flügel Tag und Nacht durch seine blauen Lungen düsen.

Manchmal kräht er, aber das macht er ja sonst auch.

Dem geht es gut.

Der Neid beisst mir ein Ohr ab.



Während meine Sicherheit kreist,

wartet der Ozean.

Das Universum räkelt sich in meinem Augapfel als sei der Moment ein Normaler.



Es kam einer, ein Depp.

Der hat an meiner Sicherheit gerüttelt und gezerrt und ihr ein Bein angefackelt.

Jetzt steht Sie wacklig und ich fühle mich schief.



Ich bürste den Unfrieden in meinem instabilen Heim.

Bis dann hoffentlich einer kommt und ihn mitnimmt, den Unfrieden, und mich wieder hinrückt.

Dann wird es wieder so gut sein wie damals

als die Sicherheit noch meine Schwester war.



Bewußt war es mir selten,

doch ich liebte diese Einöde der sicheren Zeiten.

Ich liebte die Gesellschaft, auch mit den Menschen.

Ich liebte meinen öden Garten in dem ich lag, und mit Gleichtönigkeit cremte und ölte ich meine Motoren.

Ich liebte meinen  Augen und Ohren bedeckenden Hut.

Ich liebte den Teppich über der Essenz.

Ach waren das Stunden. 

Das Sein schmeckte leicht.



Wenn die Sicherheit bebt,

brummt der Wald.

Blätter streicheln sich,

das Gewitter schreit

-innen wie außen-.



Wenn meine Sicherheit umschlägt,

hacken Maschinen herum an Dingen die sterben werden.

Bald.

In ferner Nähe.

Krümel fallen aus Mündern,

Wörter taumeln in Lüften.

Arbeit macht weiterhin frei und stumm.

Leben verschwinden.

Manche landen in Mägen und dann im Endrohr.

Vergebt mir all ihr Leben die in mir landeten,

ich werde ein besserer sein,

wenn nur der Boden wieder unter mich kriechen würde!



Während er das nicht tut,

starren Psychologen in das ewige Hoffnungsloch,

unermüdlich müde.



Ich sitze auf Parkbänken, ungesichert, und frage mich ob ich denn überhaupt noch bin, während Kopfhaare sprießen und gedüngt werden.

Oder sie fallen und offenbaren instabile Gedankengeschwüre.

Verrückte rücken nach um sich wieder hin zu rücken.

Und ich hänge im Moment und will einfach nur wieder mit schwimmen -

in der Suppe.



Baumwipfel halten sich in Würde,

Tauben rauben und glauben an andere Götter als Amseln.

Schmelzprozesse eilen, stocken und verweilen.

Zeit ist für viele gemein.



Während meine Sicherheit davonfließt

rumoren Rechnungen.

Gewinner krallen,

Verlorene bleiben liegen.

Am Morgen, diesem Drängler.

Vormittage hetzen.

Nachmittage trotten.

Abende beschwingen.

Nächte halten die Luft an.

Das Leben wuchert nur so,

jedoch: ich bin neuschief seit Kurzem

und selbst tote Ratten könnten es erschnüffeln.

Denk ich mir.

Doch alles verhält sich unauffällig.

Der Groll auf Fremdfrieden wohnt im mir wie ein distanzloser Gast.



Während meine Halterung wegrutscht

gehen Körper und Köpfe getrennte Pfade.

Manche Köpfe gehen in die Berge und schaukeln,

andere klemmen fest an stabilen Hälsen.

Manche Körper lassen sich Gedanken raus massieren aus den Gliedmaßen,

während ich ein Haufen gar nichts mehr bin.



Wenn die Sicherheit zittert,

schnarcht die Nacht

und das Rudel rudelt.

Es schleicht

und balgt

und tanzt

und tötet.

Wie immer und vor immer.

Der Baum nießt  und noch merkt er nicht, das ich ein anderer bin als ich es eben war.



Wenn die Sicherheit wankt,

rauschen Meere.

Felsen starren.

Steine ruhen wissend.

Wildes Getier huscht stetig durch menschliche Tage.

Es galoppiert durch sie hin durch

und an ihnen vorbei

Es schmiegt sich an sie

und stößt sich von ihnen weg.

Meine Welt ist entwurzelt und ich wünschte sie verknüpfe sich aufs neue

mit  meinem amputierten Kreislauf.

Ich würde ihr kein Risiko zumuten.




(textauszug)


© alle Rechte vorbehalten: Lina Augustin   
 (Januar 2012)